Donnerstag, 11. August 2016

GPS oder die Vorspiegelung falscher Tatsachen


Oft wurde es schon moniert. Selten sind sich die Läufer einig und doch kommt es speziell bei Volksläufen auf Kursen, die nicht offiziell vermessen sind, immer wieder zu Diskussionen über die Länge der Strecke. So auch wieder am 31.7.2016 beim Halbmarathon des TGS Hausen im Rahmen des Main-Lauf-Cups.

Dazu muss man wissen, wie denn eigentlich eine GPS Standortbestimmung überhaupt funktioniert und wie genau sie eigentlich sein kann.
Von vorne herein liegt die Genauigkeit nur bei etwa 10-20 m und ist zusätzlich von einigen Faktoren abhängig, die aus dem Schulwissen der Geometrie leicht verständlich sind. Für eine 2-dimensionale Standortbestimmung(Längen- und Breitengrad) benötigt man die Daten von mindestens 3 Satelliten, für eine 3-dimensionale Position (zusätzlich Höhe) sogar 4. Dazu wird die Berechnung umso genauer, je weiter die Satelliten voneinander entfernt sind.
Von noch grösserer Bedeutung allerdings ist das sogenannten Phänomen der Abschattung. In Häuserschluchten (oft bei mir in Frankfurt), im Tal, an Bergflanken und eben im Wald besteht oftmals keine direkte Sichtverbindung zu den Satelliten, so dass es hier zu entsprechenden Fehlkalkulationen kommt.
Auch die Dämmung der Signale unter Kleidung, bei einer eventuellen Wolkendecke oder eben im Wald sorgt für eine weitere Abschwächung des GPS-Signals.
Da es ja nur eine endliche Zahl an Satelliten im All gibt ist es daher auch kein Wunder, wenn die meisten Uhren ähnliche Ergebnisse ausweisen.

Nahezu übereinstimmend hatten also alle Läufer am letzten Juli-Wochenende auf ihren GPS-Uhren eine bisweilen drastisch zu kurze Laufstrecke mitgestoppt. Was das bedeutet, ist für die Meisten klar. Man kann sich über erlaufene Bestzeiten am Ende gar nicht so freuen.


Auch auf meiner Uhr standen im Ziel lediglich 20,31 km. Also Anlass genug, sich den Fall einmal genauer anzusehen. Ich lud die abgelaufene Strecke auf www.gpsies.com hoch und, das hatte mich bereits im Wald kräftig irritiert, es gab beträchtliche Abweichungen.

Bei fast allen Kurven zeichnete mein GPS, im Wald durchaus üblich kräftige Abkürzungen auf. Also machte ich mir die Arbeit  und letztlich auch das Vergnügen, den Streckenverlauf zu korrigieren.

Ich war zwar nicht übertrieben penibel, aber alle großen Bögen auf der schnurgeraden Strecke und die diversen Abkürzungen um die Kurven führte ich wieder auf die mehrfach zu laufenden Waldwege.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen und nicht ganz überraschend maß ich jetzt eine Streckenlänge von über 21,1 km!



Den neu "vermessenen" Kurs findet ihr hier.

Zwar ist das nach wie vor eine Zahl, die keinerlei offiziellen Charakter hat, macht aber deutlich, dass man sich keinesfalls von seiner Laufuhr, auch wenn andere das gleiche Ergebnis haben, ins Bockshorn jagen lassen sollte.

Für alle, die am 31.7. eine Bestzeit gelaufen sind: Ihr dürft euch zu Recht freuen!

Quelle: Openstreetmap

3 Kommentare:

Robert Steinhöfel hat gesagt…

Wenn du die zweite Halbrunde im Stadion noch nach innen verlegst, wirst du noch dichter an den 21,1km dran sein :-)

Din hat gesagt…

Hey, ein klasse Beitrag! Sehr interessant und super, dass du dir die Mühe gemacht hast und dem auf den Grund gegangen ist. Oft ist man ja einfach echt zu leichtgläubig.

Glückwunsch zu dieser schönen Zeit.

die frankfurterin hat gesagt…

Danke & Amen!
Ich war zwar nicht dabei aber war mir sicher, dass es stimmt. Habe in einem anderen Jahr immerhin die Genauigkeit von 20.95 km gemessen mit meiner tomtom.